UNIX

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Der Name des Betriebssystems lautet zunächst UNICS (Uniplexed Information and Computing System), der Name UNIX entsteht erst später. Die erste Version von UNIX hat einen Betriebssystemkern aus ca. 10.000 Zeilen Code, von denen aber noch ca. 1.000 Zeilen in Assembler und damit maschinenabhängig geschrieben sind. Die erste Implementierung findet auf einer PDP-7 von DEC statt. 1971/1972 wird das UNIX unter wesentlicher Mitwirkung von Dennis M. Ritchie für die PDP-11/45 in C umgeschrieben, wofür die Programmiersprache C eigens von Ritchie entwickelt wird. Die Umsetzung auf die Programmiersprache C bringt dann auch die gewünschte Portierbarkeit, die das Erfolgsrezept von UNIX bildet. Der große Verdienst von Thompson und Ritchie besteht v.a. in der Auswahl der wichtigsten Funktionsprinzipien von MULTICS, wie das Prozesskonzept, hierarchische Verzeichnisse, filestrukturierte Geräte, Stream-I/O und Shellkonzept. Das Pipe-Konzept wird von ihnen selbst entwickelt und ergänzt. Die Jobsteuerung, das virtuelle Speicherkonzept, die Netzwerkprotokolle, das Netzwerkfilesystem (NFS), die Interprozesskommunikation (IPC), der Remote Procedure Call (RPC) u.v.a.m. werden durch andere Systeme bzw. Einrichtungen beigesteuert. 1973 erscheint UNIX Version 6. Bis 1975 wird UNIX nur bei AT&T weiterentwickelt.

Ab 1975 wird UNIX an den Universitäten und Hochschulen in den USA verteilt. Die Universität von Kalifornien in Berkeley wird zum Motor der Weiterentwicklung und ergänzt UNIX um grundlegende Erweiterungen, die von AT&T übernommen werden. 1978 wird die virtuelle Speicherverwaltung eingeführt. 1983 werden Mechanismen für die Interprozesskommunikation und für Netzwerkfunktionen mittels Ethernet und TCP/IP realisiert. Da der Name UNIX geschützt ist, bekommt das hier entwickelte Derivat von UNIX den Namen BSD (Berkeley Software Distribution) und die Versionsnummer 4.1.

1979 erscheint UNIX Version 7, das auch in der Industrie auf großes Interesse stößt: Das Betriebssystem bzw. der frei zugängliche Source Code wird von vielen Computerherstellern lizenziert und für ihre jeweiligen Computer angepasst. (Eine UNIX-Version, die für den Einsatz auf Microcomputer - den künftigen PC - konzipiert ist, heißt XENIX.) In der Folge davon entstehen zahlreiche UNIX-Derivate und die UNIX-Welt driftet auseinander.

Der fortschreitenden Inkompatibilität der UNIX-Varianten begegnet AT&T, inzwischen selbst mit der Vermarktung von UNIX beschäftigt, durch die Vorstellung eines Standard-UNIX. 1983 erscheint UNIX System V. Gleichzeitig wird eine Dokumentation mit dem Namen UNIX System V Interface Definition (kurz SVID) vorgestellt, im AT&T bestimmt, welche Leistungen und Funktionen ein UNIX-System dem Anwender bieten muss.

Mit der wachsenden Anzahl von UNIX-Derivaten bilden sich auch Gruppen, die versuchen, UNIX zu standardisieren. Als eine der wichtigsten Gruppen entsteht 1984 die X/OPEN Ltd. mit Sitz in London. Mitglieder sind Computerhersteller, Softwarehäuser und Großanwender von UNIX. Mit dem X/OPEN Portability Guide (XPG) wird 1985 ein Dokument (XPG1) vorgestellt, das als Maßstab aller zukünftigen UNIX-Systeme dienen soll. Es basiert auf SVID und wird um den POSIX-Standard ergänzt. Das Dokument wird im Laufe der Jahre mehrfach aktualisiert.

Ein anderer Ansatz, der ebenso einen Einfluss auf die Entwicklung von UNIX-Systemen nimmt, geht auf das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) zurück. 1984 erscheint ein erster Vorschlag für die Definition eines Betriebssystems, das erlauben soll, Anwendungsprogramme von einem Computertyp zum anderen zu portieren. Dieser Standardisierungsversuch wird unter dem Namen POSIX bekannt und bekommt v.a. in den USA einen weitreichenden Einfluss.

1986 erscheint UNIX System V Release 3.2, das wieder mit XENIX verschmelzt wird. 1988 erscheint UNIX System V Release 4 als Verschmelzung mit BSD und dem SunOS.

Im gleichen Jahr 1988 ändert AT&T die Lizenzbedingungen für UNIX. Die einzelnen Computerhersteller dürfen praktisch keine Veränderungen mehr am Betriebssystem durchführen und müssen so auf viele vorher implementierte Eigenheiten verzichten. Als Reaktion schließen sich einige große Computerhersteller zur Open Software Foundation (OSF) zusammen. Firmen wie IBM, DEC, Hewlett-Packard, Siemens-Nixdorf wollen ein Betriebssystem vorlegen, das zwar den Grundfunktionen von UNIX entspricht, aber unabhängig von den Lizenzen ist. Das Betriebssystem soll den Namen OSF/1 tragen.

Im Gegenzug wird die UNIX-International als Vereinigung von Computerherstellern gegründet, die sich zum Ziel setzen, UNIX System V Release 4 von AT&T als Standard auf dem UNIX-Markt zu etablieren. In der Zwischenzeit hat AT&T ihre UNIX-Aktivitäten in eine eigene Firma ausgelagert. Alle Lizenzrechte gehen an die UNIX Software Laboratories (USL) über.

OSF/1 soll ursprünglich auf AIX, der UNIX-Version von IBM, basieren. Die Entscheidung wird jedoch später korrigiert: Der Betriebssystemkern soll durch eine Entwicklung der Carnegie-Mellon Universität in den USA mit dem Namen MACH ersetzt werden. Der MACH-Kern bietet neben einer verbesserten Speicherverwaltung den Vorteil, dass er wesentlich kleiner und entwicklungsfähiger ist. So entstehen auf dem UNIX-Markt zwei Gruppierungen: Auf der einen Seite die OSF und auf der anderen Seite UNIX-International. Anfang des Jahres 1993 erwirbt Novell die Aktienmehrheit an USL. Das Betriebssystem kommt unter dem Namen Unixware auf den Markt, Novell kann aber trotz seiner dominanten Stellung als Hersteller des Netzwerkbetriebssystems "Netware" seinem UNIX nicht zum Durchbruch verhelfen. Durch die Übertragung der Warenzeichen und Lizenzierungsrechte an X/Open erfolgt allerdings der entscheidende Schritt für die Standardisierung von UNIX, der schließlich zu dem UNIX ´95 genannten Warenzeichen führt.

Bevor die ersten UNIX-Varianten das Warenzeichen erhalten, erscheinen weitere UNIX-Versionen. Bei DEC wird aus dem geplanten OSF/1 jetzt das DIGITAL UNIX, das erste 64-Bit UNIX, das auf einer Alpha-Architektur basiert. 1994 bringt Silicon Graphics das 64-Bit IRIX auf den Markt, HP folgt 1995 mit dem Release 10 von HP-UX.

Ende 1995 kauft SCO (Santa Cruz Operation) die UNIX-Rechte von Novell. Anfang 1996 bekommt das HP-UX 10.10 als erstes Derivat die UNIX ´95-Zertifizierung, DEC folgt mit dem DIGITAL UNIX 4.0.

UNIX - ursprünglich gar nicht für den PC konzipiert - ist durch die enorme Leistungssteigerung der Intel (-kompatiblen) Prozessoren auch im PC zu einem Thema geworden. Eine Vorreiterrolle hat für lange Zeit das SCO-UNIX eingenommen. Unixware als legitimer Nachfolger des Stamm-UNIX kann sich nicht durchsetzen. Solaris - eigentlich auf der SUN-eigenen Hardware zuhause, kann sich ebenfalls auf dem PC nicht durchsetzen.

Was den etablierten Computerherstellern jedoch nicht gelingen will, schafft ein finnischer Student, der 1991 damit beginnt, sich ein eigenes Betriebssystem zu schreiben, das er LINUX nennt.